Das Ringen um die Chororgel

Das Projekt Chororgel tritt in eine neue Phase ein. Wo im Dom soll es stehen, das Instrument? Welche Ausmaße soll es haben? Wie könnte es aussehen?

Diesen Fragen geht inzwischen eine Findungskommission mit geballter Fachkompetenz nach. Denn eines ist den Initiatoren inzwischen bewusst geworden: So wie sie es sich anfangs gedacht hatten, wird der Plan nicht aufgehen.

„Alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen, ist gar nicht so einfach.“
Martina Krug, Vorsitzende des Fördervereins für kirchenmusikalische Arbeit am Dom.

Im März hatten Martina Krug, Vorsitzende des Fördervereins für kirchenmusikalische Arbeit am Dom, und Mitstreiter ein Modell vorgestellt, das im Maßstab 1:1 eine Ahnung vermitteln sollte, wie die neue Chororgel im Dom wirken könnte. Die Attrappe steht noch immer, wird so aber gewiss nicht umgesetzt. Kritiker bemängelten unter anderem die Größe des Instruments und dass sie an dieser Stelle wertvolle Wandmalereien verdecke.

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Martina Krug, Vorsitzende des Fördervereins für kirchenmusikalische Arbeit am Dom.   (Foto: Ann Claire Richter)

Im Zuge der Debatte stellte sich heraus, dass für die sinnvollste Lösung eine Menge Dinge zu bedenken sind: der Denkmalschutz, die Bedürfnisse des Gottesdiensts sowie der Kirchenmusik – und natürlich die Akustik. „Alles unter einen Hut zu bringen ist gar nicht so einfach“, betont Martina Krug.

Beim jüngsten Treffen in dieser diffizilen Sache waren dabei: Christina Krafczyk, seit wenigen Tagen neue Präsidentin der Niedersächsischen Landesbehörde für Denkmalpflege, Cordula Reulecke, Referatsleiterin der Landesbehörde in der Abteilung Braunschweig, der Kirchenakustiker Prof. Hans Goydke, Dompredigerin Cornelia Götz, Tobias Henkel, Kirchenvorstand und Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, sowie Domkantor Gerd-Peter Münden und Martina Krug als Mitglieder des Fördervereins.

„Uns ist schnell klargeworden, dass das Modell nicht umgesetzt wird, weil es als Computersimulation zwar gut aussah, aber im realen Raum viel zu ausladend wäre. Solch eine Orgel würde sich neben dem Siebenarmigen Leuchter, diesem bedeutsamen romanischen Kunstwerk, viel zu wichtig nehmen.“

Die Findungskommission will nun fünf mögliche Standorte im Dom prüfen lassen. Ein Orgeltechniker hat bereits den Auftrag bekommen, die erforderlichen Ausmaße je nach Position im Raum zu berechnen. Zudem soll ein Sachverständiger für romanische Kunst mitreden. „Wir wollen nicht übereilt Entscheidungen treffen“, betont Martina Krug. Vielleicht könne man nach dem nächsten Treffen der Kommission in einigen Wochen schon Konkreteres vermelden.

„Die Chororgel ist für die Domsingschule immens wichtig“, betont sie und erinnert: Noch bis in die 70er Jahre hinein sei der Dom nur sonntags geöffnet gewesen. Doch inzwischen seien die Anforderungen andere geworden. „Wir müssen der erfolgreichen Arbeit der Domsingschule Rechnung tragen, die inzwischen weit über 4000 junge Chorsänger ausgebildet hat.“ In England hätten alle Kathedralen solche Orgeln, manche platzsparendere und sich ergänzende Zwillings-Instrumente. Auch das sei eine Option für Braunschweig.

120 000 Euro hat der Förderverein bereits angespart. Das neue Instrument soll nicht aus Mitteln der Kirchensteuer finanziert werden. Vielmehr will der Verein Spenden sammeln. „Wir hätten schon eine Box aufgestellt, wenn wir wüssten, wie die neue Chororgel denn nun aussehen soll.“

Online-Artikel der Braunschweiger Zeitung von Ann Claire Richter am 07.09.2017. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages.

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